
Was ist aktuell das schnellste Bike im Downhill-Weltcup? Keine Frage: Das Mondraker Summum von Danny Hart! Drei Siege in Folge konnte der Brite auf seinem schwarz-blauen Carbonrenner einfahren und hat damit bewiesen, dass er endgültig an der Spitze angekommen ist. Wir haben das Arbeitsgerät von Danny genau inspiziert.
Zugegeben: Es hat eine Weile gedauert, bis Danny Hart ganz vorne angekommen ist. Seit seinem legendären Lauf bei der WM 2011 in Champery (“Stay on your bike, Danny!”) ist es etwas ruhig geworden um den Briten aus Redcar. Wie ein Schatten lag der fünf Jahre alte Erfolg über seiner Karriere – bis zum fünften Weltcup diesen Jahres in der Schweiz. Hier gewann er endlich den ersten Weltcup seiner Karriere und startete eine wahre Erfolgsserie: Drei Weltcups in Folge hat der MS Mondraker-Pilot inzwischen auf seinem Summum gewonnen und geht als großer Favorit in die anstehende Weltmeisterschaft in Val di Sole. Vorhang auf für Dannys Arbeitsgerät!

Rahmen und Geometrie
Das Herzstück des Arbeitsgeräts von Danny Hart ist das Mondraker Summum Carbon in Größe L. Der Rahmen der spanischen Bikeschmiede ist wie ein Großteil der Komponenten an Dannys Rad im Vergleich zur Serienversion absolut unverändert. Das “Zero” getaufte Hinterbau-System bietet 205 mm Federweg. Der Dämpfer befindet sich schwimmend zwischen zwei Umlenkwippen und wird bei Belastung von beiden Seiten komprimiert. Außerdem verfügt der Rahmen wie nahezu alle Mondraker-Modelle über die sogenannte Forward Geometry. Dieser Ansatz wurde maßgeblich vom ehemaligen Downhill-Weltmeister Fabien Barel gefördert: Reach und Radstand des Rahmens sind vergleichsweise lang und die Geometrie (ursprünglich) ist darauf ausgelegt, dass der Fahrer einen extrem kurzen Vorbau fährt. Mit einem Gewicht von etwa 2,8 kg ohne Dämpfer zählt die Carbonkonstruktion aktuell zu einem der leichtesten Downhillrahmen. Falls du wissen willst, wie sich das Bike fährt, findest du hier unseren Test vom Mondraker Summum Carbon.




Der Reach von Dannys Mondraker Summum liegt bei 442 mm. Der Rahmen wird standardmäßig mit mehreren Steuersatzschalen ausgeliefert, die eine Anpassung des Lenkwinkels zwischen 61° und 65° ermöglichen. Danny fährt allerdings konsequent die mittlere Einstellung von 63°. Auch die Länge der Kettenstreben lässt sich in insgesamt 4 Positionen zwischen 445 mm und 460 mm einstellen. In der Regel ist Danny in einer der beiden mittleren Positionen unterwegs; diese hätten sich im Lauf der Zeit als die beiden besten herauskristallisiert. “Danny ist sehr konstant und ändert eigentlich sehr wenig – wenn überhaupt nur minimal. Je nach Strecke verändern wir die Länge der Kettenstreben um 5 mm”, erklärt Dannys Mechaniker Christian Schandl. “Der Lenkwinkel bleibt immer gleich. Wir verändern allerdings ebenfalls je nach Strecke die Länge der Federgabel. Da sind wir aber in einem Bereich von ± 5 oder 6 mm unterwegs – also keine allzu dramatischen Unterschiede.”
Diese Veränderung wird vom Team vor allem vorgenommen, um die Position von Danny auf seinem Fahrrad zu beeinflussen. Danny ist gerade hinsichtlich der Geometrie ein sehr feinfühliger Fahrer, der Veränderungen sehr schnell bemerkt. “Bei dem Niveau, auf dem die Weltelite unterwegs ist, machen kleine Veränderungen im Millimeterbereich schon einen sehr großen Unterschied. Das haben wir zum Beispiel in Mont-Sainte-Anne gemerkt: Wir haben die Lenkerposition um ein paar Millimeter verändert und plötzlich hatte Danny bei jeder Abfahrt platte Hinterreifen. Als wir die Position zurückgeändert haben, hatten wir keine Probleme mehr. Wir haben die Position jeweils nur um wenige Millimeter verändert, aber das hat schon einen riesigen Unterschied gemacht. So fein sind wir da mittlerweile unterwegs bei der Abstimmung des gesamten Fahrrads. Deswegen: Möglichst kleine Schritte machen, die aber auch Sinn machen.”







Fahrwerk und Setup
Das Fahrwerk an Danny Harts Arbeitsgerät stammt aus dem Hause Fox. Vorne verrichtet eine Fox 40 Float RC2. Hinten setzt das gesamte MS Mondraker-Team auf den Fox DHX2-Dämpfer mit der ultraleichten, auffällig-orangen Fox SLS-Stahlfeder. Der Mondraker Summum-Rahmen ist hinsichtlich der Dämpferanlenkung bereits sehr progressiv – aus diesem Grund benötigt das Team einen möglichst linearen Dämpfer. Das Luftpendant Fox Float X2 wäre schlichtweg zu progressiv für den Zero-Hinterbau des Summums. Laut Christian vom MS Mondraker-Team sei ein Stahlfederdämpfer an sich immer die erste Wahl. “Und in unserem Fall ist es eben die einzig richtige Wahl.”

Die Federelemente an Dannys Rad sind Serienprodukte, wenngleich das Team am Rennwochenende natürlich eng mit dem Fox Race Support kooperiert, um das bestmögliche Setup zu finden. Außerdem wird das Shim Stack im Inneren von Gabel und Dämpfer für jeden Fahrer speziell verändert. Hier hat jeder Fahrer seine eigene Abstimmung – Danny ist keine Ausnahme und hat ein Grund-Setup für die komplette Saison. Am Rennwochenende muss das Team dann in Zusammenarbeit mit Fox lediglich Zug- und Druckstufe sowie den Luftdruck anpassen.
Das MS Mondraker-Team nutzt in der Regel den ersten Trainingstag, um die optimalen Fahrwerkseinstellungen für das Rennen zu finden. Generell ist die Einstellung für Dannys Größe und Gewicht – der Brite ist 1,78 m groß und wiegt etwa 67 kg – sehr straff und progressiv, oder: rennmäßig. “Es ist bretthart und du musst es schnell fahren, damit es gut funktioniert.” Das Rennen in Andorra hat das Team hinsichtlich des Fahrwerks vor eine besondere Herausforderung gestellt: Die Strecke ist im oberen Teil eher flach und ruppig mit vielen schnellen Schlägen. Der untere Teil hingegen ist das genaue Gegenteil: Das extreme Gefälle und die großen Löcher in der Strecke bringen das Fahrwerks ans Limit. Dementsprechend schwierig ist es, eine gute Balance zu finden.



In Andorra war Danny mit einem Luftdruck von 67,5 psi und 5 Volumenspacern in der Fox 40 unterwegs. Der Rebound war mit 12 Klicks fast komplett offen, die High Speed-Druckstufe mit 18 von 22 möglichen Klicks ebenfalls weit offen und die Low Speed-Druckstufe mit 14 von 26 Klicks etwa in der Mitte des Spektrums. Im Fox DHX2-Dämpfer fährt Danny eine 425 lbs-Feder. Die sonstigen Daten: 8 Klicks Low Speed-Druckstufe, 14 Klicks High Speed-Druckstufe, 16 Klicks Low Speed-Zugstufe und 4 Klicks High Speed-Zugstufe. Durch dieses Setup steht das Mondraker Summum von Danny Hart insgesamt recht hoch im Federweg und bietet viel Gegenhalt bei langsamen Belastungen wie beispielsweise Anliegern. Dadurch, dass Fox jedoch für die meisten ihrer Weltcup-Fahrer ohnehin ein individuelles Shim Stack anfertigt, sind die numerischen Daten von Danny Harts Fahrwerk nur bedingt auf ein reguläres Fox-Fahrwerk übertragbar.
Laufräder und Reifen
DT Swiss liefert die Laufräder für Danny Harts Arbeitsgerät. Im Gegensatz zum Rahmen und zu einigen Anbauteilen setzt das MS Mondraker-Team hier auf Aluminium statt Carbon. Der Grund: Das derzeitige Setup funktioniert schlicht und ergreifend so gut, dass schlichtweg keine Veränderungen nötig seien.
Die Laufräder bestehen aus DT Swiss 240s-Naben, die für ihr geringes Gewicht und die sehr direkte Kraftübertragung bekannt sind. Die Felgen sind eine Spezialanfertigung von DT Swiss für Danny Hart: Entgegen des aktuellen Trends bevorzugt der Brite eine Felge mit einer schmalen Innenbreite, die aus einem vergleichsweise weichen Material gefertigt ist. “Wir brauchen dadurch an einem Rennwochenende zwar viele Felgen, aber haben dafür auch keinerlei Probleme mit platten Reifen”: Dannys Mechaniker Christian zeigt sich sehr angetan von der Laufradwahl, wenngleich das auch mehr Arbeit für ihn bedeutet. Und in der Tat hatte Danny Hart in der näheren Vergangenheit keinerlei Probleme mit Reifenpannen in seinen Rennläufen. Den Laufradsatz komplettieren DT Swiss Competition Race-Speichen, die auf 1,6 mm verjüngt sind, ein geringes Gewicht auf die Waage bringen und das richtige Maß an Flex bieten, sowie DT Swiss Pro Lock Alu-Nippeln.





In Andorra war Danny auf 2,4″ breiten Maxxis Shorty-Reifen in der weichen Triple Compound-Gummimischung unterwegs. Dies variiert jedoch von Strecke zu Strecke; mitunter setzt das Team auch auf den Klassiker Maxxis Minion. Beim Shorty handelt es sich um einen bereits runtergeschnittenen Matschreifen, der aber nicht nur bei Nässe, sondern auch bei weichen und losen Bodenverhältnissen sehr gut funktioniert. Dies hat sich für die steile und staubige Strecke als goldrichtige Wahl erwiesen. Der Luftdruck im Inneren des Tubeless-Setups bleibt derweil ein Geheimnis.
Komponentencheck
Das Cockpit von Danny Harts Mondraker Summum besteht aus Komponenten der britischen Firma Renthal. Danny verwendet einen 780 mm breiten Renthal Fatbar Carbon, der jedoch im Vergleich zur Serienversion einen kleinen, aber feinen Unterschied aufweist: Während der reguläre Renthal Fatbar Carbon einen Backsweep von 7 ° hat, fährt Danny eine Spezialanfertigung mit 9 ° Backsweep. Dieses spezielle Detail sorgt dafür, dass Dannys Körperposition und damit auch sein Schwerpunkt auf dem Fahrrad um einige Millimeter nach hinten wandert. Unter dem 45 mm kurzen Renthal New Integra-Vorbau mit 10 mm Rise kam beim Rennen in Andorra zusätzlich ein 5 mm dicker Spacer zum Einsatz, um die Lenkerhöhe für die extrem steile Strecke zu optimieren.





Auch die Griffe kommen von Renthal. Weil Danny sehr kleine Hände hat, fährt er nicht wie üblich Lock On-Griffe, sondern verwendet Push On-Griffe. Diese werden nicht mittels Klemmringen am Lenker befestigt, sondern ohne Klemmung auf den Lenker geschoben. Dadurch ist es möglich, den Griff in einem kleinren Durchmesser zu produzieren. Fixiert werden die Griffe mit Kleber und Drähten – ein Ansatz, der aus dem Motocross kommt. Für maximale Kontrolle fährt Danny Hart Renthal-Griffe in einer superweichen Gummimischung.
Auch die Avid Code-Bremsen, die Danny üblicherweise an seinem Mondraker Summum verwendet, hatten in Andorra ein interessantes Detail zu bieten. Normalerweise verwendet Danny 200 mm große Scheiben vorne und hinten. Aufgrund des extremen Gefälles hat das Team jedoch beim finalen Weltcup des Jahres minimal größere 203 mm-Bremsscheiben, die eigentlich gar nicht mehr in Produktion sind, verwendet.






Die Kraft aus Danny Harts Beinen wird von einem 7-fach SRAM X01 DH-Antrieb mit einem 36 Zähne großen Renthal Kettenblatt übertragen. Zusätzlichen Schutz bietet eine e13 LG1-Kettenführung. Die Pedale kommen aus dem Hause Crankbrothers. Weil Danny sehr kleine Füße hat, fährt er jedoch nicht die DH Race-Version der beliebten Mallet-Klickpedale, sondern die brandneue E LS-Variante. Die Enduro-Version der Mallet-Pedale hat eine kleinere Plattform, ist neuerdings aber auch mit längeren Achsen erhältlich. Diese sorgen für einen breiteren Stand auf den Pedalen. SDG beliefert das gesamte MS Mondraker-Team mit Satteln und Sattelstützen.
Das Gesamtgewicht von Danny Harts Mondraker Summum liegt je nach Rennen zwischen 15,6 und 15,8 kg. Dort, wo es Sinn ergibt, verwendet das Team Schrauben aus Titan, um das Gewicht zu senken, wenngleich ein möglichst geringes Gewicht bei weitem nicht die höchste Priorität ist. “Klar: Es ist wichtig, dass das Fahrrad leicht ist. Wir feilschen aber nicht um jedes Gramm”, erklärt Christian. “Das Fahrrad muss funktionieren und vor allem sicher und schnell sein. Das ist die höchste Priorität.” Wirft man einen Blick auf die überragenden Ergebnisse von Danny Hart im Jahr 2016 kann man durchaus davon ausgehen, dass sein Mondraker Summum mittlerweile sehr gut funktioniert und extrem schnell ist.

Weitere Informationen
Website: www.ms-racing.at
Text & Redaktion: Moritz Zimmermann | MTB-News.de 2016
Bilder: Moritz Zimmermann